Eine Lehre Des Buddha
In der fernöstlichen Überlieferung des Buddhismus finden sich zahlreiche Geschichten, die nicht nur spirituelle Einsichten vermitteln, sondern auch Einblicke in die Kunst der Heilung gewähren. Eine solche Geschichte entführt uns in den Garten Anathapindikos, wo der Erhabene, der Buddha, weilte.
Das habe ich gehört: Einmal weilte der Erhabene bei Savatthi, im Siegerwalde, im Garten Anathapindikos. Da begab sich der ehrwürdige Radho zum Erhabenen und begrüßte ihn ehrfurchtsvoll mit zusammengefalteten Händen an der Stirn. Neben ihm sitzend, wandte sich der Bhikhun an den Erleuchteten:
„Im nahen Vihara (Kloster), o Herr, ist ein gewisser neuer Bhikhun, von Krankheit geplagt und leidend. Es wäre gut, wenn der Erhabene, aus Mitgefühl, zu ihm gehen würde!“
Zustimmend durch Schweigen, begab sich der Erhabene zum Vihara.
Als der neue Bhikhun den Erhabenen von ferne kommen sah, richtete er sich vom Lager auf und wandte sich ihm zu. Der Buddha lächelte und sprach:
„Lass gut sein, Freund, richte dich nicht auf deinem Lager auf. Dort sind Sitze bereit, dort werde ich mich setzen.“
Sitzend erkundigte sich der Buddha nach dem Befinden des Kranken. Der Bhikhun antwortete:
„Es geht mir leidlich, o Herr, aber die Schmerzen nehmen zu statt ab und kaum hoffe ich auf Linderung!“
Der Buddha fragte, ob in ihm Unruhe oder irgendwelche Reue wären. Der Bhikhun bejahte und erklärte, dass er sich jedoch wegen keiner seiner Tugenden Vorwürfe mache, vom Erhabenen jedoch gerne den Sinn der Tugendläuterung erfahren würde. Daraufhin wollte der Buddha wissen, was der Bhikhun denn vom Sinn der vom Erhabenen verkündeten Lehre verstehe.
Der kranke Bhikhun sprach:
„Die Entreizung vom Reiz verstehe ich als den Sinn der vom Erhabenen verkündeten Lehre!“
Der Buddha lobte ihn:
„Gut erkannt hast du die von mir verkündete Lehre. Nun frage ich dich: Ist das Auge, Ohr, Tastsinn, die Nase, Zunge, der Körper und Geist beständig oder unbeständig?“
Der Bhikhun antwortete:
„Unbeständig, o Herr!“
Der Buddha fragte weiter:
„Was aber unbeständig ist, bringt das Wohl oder Weh?“
Der Bhikhun antwortete:
„Ohne jeden Zweifel ist es Weh!“
Der Buddha fuhr fort:
„Was aber unbeständig, vergänglich, veränderlich, weh ist, gehört das dir? Ist das dein Selbst?“
Der Bhikhun schüttelte seinen Kopf und der Buddha sagte:
„So sehend, findet der ehrfahrende, edle Jünger nichts an Auge, Nase, Ohr, Zunge, Tastsinn, Geist und Körper. Nichts daran findend, wird er entreizt. Entreizt ist er erlöst: Im Erlösten ist die Erlösung, so erkennt er. Versiegt ist die Geburt (Werden), vollendet der Reinheitswandel, gewirkt das Werk. Nichts Höheres gibt es über dieses hier, versteht er.“
So sprach der Buddha, und dem jungen Bhikhun ging das abgeklärte, fleckenlose innere Auge der Lehre auf: Was auch immer entstanden ist, muss alles wieder untergehen!
Meditationsübung:
Nimm dir einen ruhigen Moment und setze dich bequem hin. Schließe sanft die Augen und lenke deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem. Atme bewusst ein und aus, ohne ihn zu kontrollieren. Spüre den natürlichen Fluss deines Atems und erlaube deinem Geist, zur Ruhe zu kommen. Wenn Gedanken auftauchen, lass sie einfach vorbeiziehen, ohne dich daran festzuhalten. Erlaube dir, im gegenwärtigen Moment zu verweilen und die Stille in dir zu erfahren.
Mantra:
Während du meditierst, kannst du das Mantra verwenden: „Alles ist vergänglich, nichts gehört mir. Ich bin frei von Anhaftung und Selbstidentifikation.“ Wiederhole dieses Mantra leise in deinem Geist, während du dich der Stille und Präsenz hingibst. Lass die Worte des Mantras auf dich wirken und spüre die Befreiung, die durch das Loslassen entsteht.